Asse – Die Uhr tickt, aber es geht nicht voran

Mein Bild der Woche ist 750 Meter unter der Erde enstanden. Es war übrigens das erste Mal, dass ich mich so tief unter der Erdoberfläche befunden habe. Das Bild zeigt einen betriebsfertigen Bohrkopf vor einer viele Meter dicken Wand - und eine rote Ampel. So sieht es derzeit nämlich aus in der Asse. In die Asse bin ich in der vergangenen Woche im Rahmen eine meiner Regionaltouren eingefahren.

Dieses Zwischenlager für schwach- und mittelstrahlenden Atom-Müll ist inzwischen ein Symbol für den verantwortungslosen Umgang mit der Kernenergie geworden. In den 70-er und 80-er Jahren ist dort die unvorstellbare Zahl von mehr als 120.000 Fässern mit Atom-Müll abgekippt worden. Und "abgekippt" meint abgekippt, einfach herunter damit. Was ist in den Fässern war, wurde nicht dokumentiert und ist heute folglich unbekannt. Diese Kammern befinden sich abgeschlossen hinter meterdicken Wänden, den Inhalt und den Zustand zu erforschen sind die dringend anzugehenden nächsten Aufgaben.

Dringend ist die Erkundung deswegen, weil der Berg arbeitet. Einzelne Wege erhöhen sich wegen des Drucks im Jahr um zehn Zentimeter, wie mir erläutert wurde. Und 12.000 Liter Wasser strömt täglich ein, woher ist nicht genau bekannt. Kein Wunder, dass in der Region um die Asse herum größte Sorge wegen des Grundwassers herrscht. Und die Sorge nimmt zu, denn das Salzbergwerk ist zunehmend einsturzgefährdet, viel Geld wird in die Stabilisierung investiert.

Die Uhr tickt also, aber es geht nicht voran. Einen solchen Fall hat es noch nicht gegeben und entsprechend sind die Aufsichtsbehörden von Bund und Land vorsichtig bis zögerlich bei der Genehmigung der nächsten Arbeitsschritte. Die Bedenken zur Rückholung stehen in umgekehrt proportionalen Verhältnis zur Bedenkenlosigkeit der Asse-Verfüllung, könnte man sagen. Aber wie gesagt, die Uhr tickt. Deswegen muss dringend ein passender Rechtsrahmen für die Asse geschaffen werden, die Arbeiten müssen deutlich beschleunigt werden. Ob Bundes- und Landesregierung das begriffen haben, ist mir nicht ganz klar, jedenfalls müssen den Worten jetzt endlich Taten folgen.

Mein Respekt gilt übrigens den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bundesamtes für Strahlenschutz. Es ist ihnen offenbar gelungen, durch Transparenz und Information wieder etwas Vertrauen in der Bevölkerung zu schaffen, die verständlicherweise hoch verunsichert ist. Und sie haben in der Asse selbst zumindest so weit wie möglich Ordnung und die Vorbereitungen für die nächsten Schritte geschaffen. Um so unverständlicher ist es, dass sie ausgerechnet von ihrem eigenen Chef gemoppt werden, dem Bundesumweltminister Röttgen. Der will die Behörde nämlich bei der Endlagersuche entmachten und durch eine ominöse GmbH ersetzen. Was es zu verhindern gilt.

Ach, übrigens: In der nächsten Woche treffe ich mich mit der BI Lüchow-Dannenberg.