Politische Verantwortung ist eine ziemlich ernste Angelegenheit – keine große Game-Show

Ich gebe zu, ein seltsames Gefühl ist es schon gewesen, als am Samstag - wie ich hoffe - der erste Schritt zur Wahl des nächsten Oberbürgermeisters von Hannover getan wurde.Damit ist für mich der Abschied aus dem hannoverschen Rathaus wieder einen Schritt näher gerückt. Die hannoversche SPD hat ihren OB- Kandidaten gekürt, meinen Freund Stefan Schostok. Das ist ein wirklich gute Wahl.

Stefan Schostok – bis jetzt Fraktionsvorsitzender der SPD im Niedersächsischen Landtag – ist in Hannover tief verwurzelt, hat viel politische Erfahrung und ist ein 150 %-iger Hannoveraner. Dass er mit 96 Prozent gewählt worden ist, kann kein Zufall sein! So ist gewährleistet, dass auch der nächste Oberbürgermeister von Hannover Bundesliga-Spiele nicht von der Kuchen-Tribüne, sondern von der West-Tribüne aus verfolgt. Meine Unterstützung hat er!

Auf meinem nächsten Spielfeld gibt es eine andere Mannschaft, die von Erfolg zu Erfolg eilt. Die Piraten knallen bei Umfragen durch die Decke, der Einzug in weitere Landesparlamente nach den nächsten Wahlen ist recht wahrscheinlich. Alle Akteure verfolgen diese Entwicklung ratlos – ich vermute, auch die Piraten selbst. Wie soll die SPD damit umgehen? Zunächst einmal offen, wie ich finde. Dass die Piraten einen solchen Höhenflug einfach fortsetzen, ist nicht sehr wahrscheinlich, die Grünen können ein Lied davon singen, wie schnell Wellen wechseln. Die Piraten sind mir auch nicht unsympathisch – sehr demokratiebewegt, freiheitsbetont und unorthodox. Gleichzeitig ist ziemlich unklar, wofür sie eigentlich stehen und wo es mit ihnen lang gehen soll. Dass sie derzeit einen solchen Zulauf haben, sollten alle anderen eher als Herausforderung begreifen, anstatt beleidigt zu sein.

Denn natürlich sagt der Piraten-Erfolg vor allem etwas aus über den Verlust an Vertrauen in alle anderen Parteien aus. Darum geht es – glaube ich – im Kern. Niemand wird wohl im Ernst derzeit dieser noch sehr unstrukturierten politischen Bewegung die Verantwortung für eine Stadt, ein Land oder gar den Bund zutrauen. Aber immer mehr Menschen trauen das den anderen Parteien derzeit eben auch nicht zu.

Persönlich sehe ich mich vor diesem Hintergrund eigentlich eher bestätigt darin, weiter auf einige Bürgermeister-Tugenden zu setzen: Nicht um den heißen Brei herum zu reden, offen auch für Kritik und Bedenken zu bleiben, aber auch eine klare Haltung zu haben. Und immer wieder deutlich zu machen, dass politische Verantwortung eine ziemlich ernste Angelegenheit ist und nicht eine große Game-Show. Wenn es gelingt, dass am Ende, im Januar 2013, viele Menschen in Niedersachsen der SPD dieses Eigenschaften zu schreiben, ist mir vor der neuen politischen Konkurrenz nicht bange.