Die Energiewende und ihre Hürden

Dichtung und Wahrheit - manchmal kommt man richtig durcheinander. Da hagelte es in der letzten Woche Berichte über einen SPD-internen Streit über die künftige Energiepolitik und den Vorrang von Kohle oder Wind und anderen Erneuerbaren. Ich war nun wirklich bei allen relevanten Treffen dabei, aber davon habe ich nichts mit bekommen. Entschuldigung, aber das ist alles ziemlicher Quatsch gewesen, was da zu lesen und zu hören war.

as Gegenteil ist richtig. Wir wollen die Energiewende und haben dafür ehrgeizig-realistische Ziele, z.B. einen Anteil von 40 Prozent der erneuerbaren Energien am Strom im Jahr 2020. Damit das gelingt, müssen aber einige Hürden beiseite geräumt werden, die unter Schwarz-Gelb entstanden sind.

Die Erneuerbaren: Wind, Sonne und Bio-Masse machen inzwischen 25 Prozent der Stromproduktion aus. Das ist ein Erfolg des Gesetzes über die Erneuerbaren Energien (EEG), das ihnen Vorfahrt bei der Einspeisung und eine staatliche garantierte Vergütung gewährt. Weil die Erneuerbaren aber längst keine Nische mehr sind, sondern am Ende sogar 100 Prozent des Stroms produzieren sollen, werden sie nach und nach auch in den Wettbewerb gebracht werden müssen. Darum geht es bei der EEG-Refom, die sehr bald kommen muss.

Die Konventionellen: Gas und auch Kohle werden wir noch länger brauchen. Warum? Weil die Erneuerbaren eben noch Zeit benötigen, bis sie den ganzen Strom herstellen. Wind und Sonne liefern aber leider nicht immer Strom, also müssen die Konventionellen auch dann einstehen, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. Dazu braucht es moderne, fexibel regelbare Kraftwerke und genau diese Kraftwerke haben gerade ein Problem. Denn neben den Erneuerbaren, den noch arbeitenden Kernkraftwerken und den schon abgeschriebenen alten Kohle-Kraftwerken haben sie an der Strombörse in Leipzig derzeit keine Chance und schreiben rote Zahlen. Es muß also politisch geklärt werden, wie wir für einen ( ziemlich langen ) Übergangszeitraum mit den konventionellen Kraftwerken umgehen.

Die Netze:
Früher war alles ziemlich einfach, es herrschte Einbahnstraßenverkehr von großen Kraftwerken zu den Verbrauchern. In Zukunft wird der Verkehr in den Energie-Netzen wesentlich komplizierter – viele kleinere Produzenten speisen ein, nehmen aber auch Strom aus dem Netz ab. Und das alles in sehr unterschiedlicher Menge zu unterschiedlichen Zeiten. Um das in den Griff zu bekommen, brauchen wir intelligente, IT-gesteuerte Energienetze. Eine Riesen-Aufgabe, die Zeit und Geld kostet.

Die Preise: Der weitere Zuwachs der Erneuerbaren, die Bereitstellung der dann noch notwendigen fossilen Energie und der Umbau der Netze ist ein sehr aufwendiges Projekt, in dem viele Milliarden Euro zu investieren sind. Das wird nur geschehen, wenn die Investoren sich davon einen Gewinn versprechen können. Auf der anderen Seite muß der Strom aber bezahlbar bleiben, für die privaten Verbraucher genauso wie für die industriellen, die häufig in einem internationalen Wettbewerb stehen. Gelingen kann das, wenn die Lasten auf möglichst viele verteilt werden ( unter Schwarz-Gelb sind die Ausnahmen enorm gestiegen ). Aber auch über den Staatsanteil wird man reden müssen, denn Steuern und Abgaben machen ungefähr die Hälfte des Strompreises aus. Deswegen hat die SPD auch eine Senkung der Stromsteuer vorgeschlagen.

Alles ziemlich kompliziert, oder? Aber wer den Erfolg der Energiewende will, wird diese Probleme in den Griff kriegen müssen. Und wir wollen, dass die Energiewende ein Erfolg wird. Darum geht´s gerade bei den Verhandlungen in Berlin.