Meistens kommt bei solchen "Gipfeln" ja nicht so viel heraus und auch für die Runde zwischen der Bundesregierung und den Ministerpräsidenten gab es vorher nur sehr gedämpfte Erwartungen. Wir waren wohl alles selbst von uns überrascht, dass es gelang in fast allen Fragen Einvernehmen zu erzielen, wie es denn mit den Erneuerbaren Energien weiter gehen soll. So weit wie Horst Seehofer, der anschließend von einer "Sternstunde" sprach, geht ein norddeutscher Kaltblüter vielleicht nicht, aber gerade für die norddeutschen Länder sind die Vereinbarungen ein voller Erfolg.
Warum? Weil in Norddeutschland der Wind weht, stetig und kräftig. Deswegen ist die Windenergie aus dem Norden die leistungsfähigste und wirtschaftlichste unter den Erneuerbaren Energien. Und mit dem Zubau dieser Windenergie auf dem Land (onshore) und auf dem Meer (offshore) soll es auch in den nächsten Jahren kräftig weiter gehen: Onshore jedes Jahr 2.500 Megawatt, wobei klar gestellt worden ist, dass die Leistung aus ertüchtigten Altanlagen ("Repowering") noch oben drauf kommt. Das gibt gerade uns in Niedersachsen gute Perspektiven, tatsächlich nach und nach das Energieland Nr. 1 in Deutschland zu werden.
Dazu kommt nämlich auch der Durchbruch für die offshore-Windenergie, auf den man an der Küste lange gewartet hat. Die Voraussetzungen für die Errichtung der Windparks an der See sind jetzt da und es gibt klare Hinweise von Investoren, dass sie auf dieser Grundlage jetzt starten werden. Das ist keine Kleinigkeit, denn jeder dieser offshore-Windparks ist mindestens eine Investition von einer halben Milliarden Euro. Das sind dann auch gute Perspektiven für die Küste, wo die maritime Wirtschaft ganz neue Möglichkeiten bekommt.
Nicht ganz zu Unrecht sind also die nordeutschen Länder als Gewinner der Refom des EEG bezeichnet worden. Aber nicht nur sie, auch die Verbraucher können zufrieden sein. Nach den Preissprüngen beim Strom in den letzten Jahren wird es nach den Berechnungen der Bundesregierung bei 2017 keine weitere Steigerung der EEG-Umlage geben und auch danach fallen mögliche Steigerungen wesentlich moderater aus, als bislang befürchtet werden musste.
Ein wichtiges Zwischenziel ist damit erreicht. Und trotzdem wird uns die Energiepolitik weiter in Atem halten. Wie es mit Entlastungen für die Industrie weiter geht, verhandelt Sigmar Gabriel derzeit in schwierigen Gesprächen mit der EU-Kommission und es geht dabei um viele tausend Arbeitspätze in Deutschland. Nach der Sommerpause wird über die Reform des konventionellen Strommarktes zu reden sein, also über Kohle und Gas. Dass gerade die Kohle einen immer größeren Anteil nan unserer Energieversorgung hat, ist nun so gar nicht im Sinne des Klimaschutzes.Es bleibt also spannend, aber über einen wichtigen Zwischenerfolg können wir im Norden uns jetzt erst einmal freuen.
Übrigens: Am Montag wird Gerhard Schröder siebzig Jahre alt. Herzlichen Glückwunsch! Neben vielen anderem hat er vor fast anderthalb Jahrzehnten mit dem sog. Atomkonsens und der Entscheidung zum Ausstieg aus der Kernkraft die Fundamente für die Energiewende gelegt.