Industrie 4.0

Osterferien sind prima - für die, die wegfahren, genauso wie für die anderen. In der Politik kehrt jedenfalls eine himmlische Entspannung ein und die Warteschlange vor meinem Bäcker am Wochenende ist auch verschwunden. Davor stand allerdings noch einmal eine stressige Woche, schön-stressig sollte ich sagen. Die 67. Hannover Industrie-Messe hatte nämlich ihre Tore geöffnet und dann herrscht in meinem Terminkalender immer Ausnahmezustand.

Es handelt sich nämlich nach wie vor um die mit Abstand wichtigste Veranstaltung ihrer Art weltweit, zu der viele spannende Gesprächsteilnehmer aus der Politik und der Wirtschaft in die niedersächsische Landeshauptstadt reisen. Ein größerer Teil der EU-Kommission war zum Beispiel da und so konnte ich mit EU-Kommissar Oettinger direkt über die Vorgaben aus Brüssel für die deutsche Energiepolitik reden oder mit EU-Umweltkommissar Potocnik über die Wasserqualität in den niedersächsischen Flüssen.

Fast noch spannender für mich war in diesem Jahr allerdings die Ausstellung selbst. "Industrie 4.0" lautete das Thema und gemeint sind damit Fabriken, in denen von der Bestellung bis zur Auslieferung fast alles selbstständig abgewickelt wird. Das klingt auf Anhieb ziemlich utopisch, aber auf der Messe war schon vieles zu sehen, was in diese Richtung geht, zum Beispiel die Studie eines Elektro-Autos, das (fast) ohne menschliches Zutun zusammen gebaut wird. Und das soll man gut finden? Na ja, meine Antwort fällt differenziert aus.

Einerseits ist die Grundlage für eine solche neue Stufe der industriellen Evolution, dass Software, Maschinenbau und Automatisierung optimal zusammen gefügt werden. Solche hochkomplexen Problemlösungen sind aber gerade Stärken der deutschen Industrie und deswegen bietet diese Entwicklung gerade Unternehmen aus Deutschland gute Chancen auf dem Weltmarkt . Das ist auch nötig, denn andere Länder bieten viel niedrigere Kosten, also müssen aus Deutschland die besseren Ideen kommen. Wenn es gelingt, diese Chancen zu nutzen, dann sind das auch Chancen für Jobs in Deutschland, die allerdings allesamt eine Voraussetzung haben – eine gute Qualifikation.

Berufliche Qualifizierung wird damit immer wichtiger. Das gilt in der Ausbildungsphase und das gilt für das gesamte Berufsleben, denn auch dort wird es zunehmend weniger ohne Fort- und Weiterbildung gehen. Damit tatsächlich alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, alles Schülerinnen und Schüler einen solchen Weg mit gehen können, muss noch sehr viel geschehen, denn gerade bei Bildung und Qualifizierung haben wir viele Baustellen. Das ist auch ein Grund dafür, warum Kultusministerin Frauke Heiligenstadt im Mai gemeinsam mit vielen Beteiligten aus dem Bildungswesen und der Arbeitswelt ein wichtiges Projekt zur Reform der beruflichen Bildung in Niedersachsen startet. Warum das so wichtig ist, haben alle Besucherinnen und Besucher dieser Hannover-Messe sehen können.