Und worüber soll ich in diesen Wochen schreiben? Die Politik ist auf allen Ebenen in leise Lethargie verfallen, es gibt keine neuen Skandale, es herrscht Ruhe im Land. Kein Wunder, schließlich ist WM – und es ist so, als ob ganz Deutschland sich entschieden hätte, jetzt mal gemeinsam Fußball zu gucken. Meinen persönlichen Neigungen kommt das sehr entgegen, wenn man einmal davon absieht, dass in diesen Wochen offenbar erwartet wird, jedes Grußwort mit irgendwelchen geistreichen Hinweisen auf Fußball zu garnieren. Aber jetzt zu denjenigen Fragen, die mir am meisten gestellt werden:
Herr Weil, interessieren Sie sich auch für Fußball?
Hä?
Herr Weil, wo gucken Sie?
Am liebsten bei meinem Freund Winnie im Biergarten mit tausend anderen Experten, die mit mir gemeinsam das alte Vorurteil widerlegen, Männer könnten immer nur eine Sache gleichzeitig erledigen. Falsch! Wir können gleichzeitig Fußball gucken und Biertrinken. Expertinnen übrigens auch.
Herr Weil, wer wird Weltmeister?
Tut mir leid, auf diese Frage antworte ich nicht mehr, besser gesagt: Ich bin raus. Ungefähr einen Monat vor Start der WM hatte ich mich nämlich festgelegt, und zwar auf Spanien. Dumm gelaufen… Blöd war nur, dass eine Zeitung die entsprechende dpa-Meldung erst nach dem Spiel Spanien – Niederlande, das übrigens 1 : 5 endete, veröffentlicht hat. Das hat meinem Ruf dann noch zusätzlich geschadet. Man kann sich aber auch auf nichts mehr verlassen. Vor dem Spiel Deutschland – USA war ich felsenfest von einem leistungsgerechten Unentschieden überzeugt, schließlich konnte ich mich noch an die "Schande von Gijon" (WM in Spanien 1982) erinnern. Pustekuchen, Deutschland spielt nach vorne und gewinnt verdientermaßen. Jetzt habe ich endgültig aufgehört zu wetten.
Das Schöne ist – es hat ja erst angefangen mit dem WM-Fieber. Wenn, ja wenn Deutschland im Achtelfinale Algerien schlägt und dann im Viertelfinale gegen, sagen wir: Frankreich, gewinnt: Dann geht´s erst richtig los.
Ich wünsche uns allen also eine tolle WM-Woche!