Die Lage im Irak und unangenehme Fragen

Geht es Euch anders? Die Bilder aus dem Nordirak, die in den letzten Tagen zu sehen waren, lösen bei mir Fassungslosigkeit aus. Da vertreiben islamistische Kämpfer im Handumdrehen Hunderttausende aus ihrer Heimat, ermorden ohne jedes Federlesen Andersgläubige und drohen in Windeseile ein Kalifat in größeren Teilen Syriens und des Irak zu errichten. Und der Rest der Welt tut sich sehr schwer, diesen Sturmlauf zu stoppen.

Natürlich muss es jetzt vor allem darum gehen, den Flüchtlingen schnell und wirksam zu helfen. Das Land Niedersachsen hat dem Verein der kurdischen Ärzte in Deutschland kurzfristig 200.000 Euro zur Verfügung gestellt, damit eine Ärztegruppe unter Leitung von Prof. Bektas von der Medizinischen Hochschule Hannover im Krisengebiet helfen kann. Diese und viele andere Hilfsaktionen werden hoffentlich dazu beitragen, die Not zu lindern.

Aber reicht das aus? Noch vor kurzem hätte ich aus tiefer Überzeugung heraus deutsche Waffenlieferungen in Krisengebiete strikt abgelehnt. Aber darf man zusehen, dass offenbar bestens ausgerüstete Terroristen (woher stammen ihre Waffen?) durchmarschieren können? Ist es nicht ein Gebot der Nothilfe – der Schwester der Notwehr – die kurdischen Verteidiger angemessen aus zu statten? Und kann sich Deutschland ernsthaft darauf zurück ziehen, andere Länder würden helfen? Ich kann auf diese Fragen eigentlich nur mit nein antworten.

Und noch etwas fällt mir auf. Von Nigeria über Arabien bis nach Pakistan und Afghanistan und wohl noch weit darüber hinaus erstreckt sich inzwischen das Gebiet, wo nicht kleine islamistische Gruppen ihr Unwesen treiben, sondern große und schlagkräftige Organisationen diese Staaten insgesamt destabilisieren. Ist es wirklich unmöglich, dass die Völkergemeinschaft insgesamt diese zunehmende Bedrohung zielstrebig angeht und vor allem den betroffenen Staaten in ihrer Entwicklung so hilft, dass mittelalterliches Denken keine Resonanz finden kann?

Das sind alles sehr unangenehme Fragen, aber notwendig sind sie wohl allemal. Der Sommer 2014 bietet mit den Konflikten im Nahen Osten, in der Ukraine und im Irak, von vielen anderen ganz zu schweigen,  mehr als genug Grund zur Sorge.

Ich wünsche Euch jedenfalls persönlich eine schöne Woche.