Das grüne Band ist nämlich identisch mit der deutsch-deutschen Grenze, die bis vor 25 Jahren 1400 km lang die DDR von der BRD abgegrenzt hat. Ein "antifaschistischer Schutzwall" sei das und zur Friedenssicherung notwendig, lautete die staatliche Rechtfertigung. In Wirklichkeit ging es um etwas ganz anderes: Weil viele Menschen nicht mehr unter den Bedingungen einer Diktatur leben wollten, zogen sie die Flucht in die Bundesrepublik vor. Und um das unmöglich zu machen, wurde ein perfides System installiert, das jede "Republikflucht" zu einem lebensgefährlichen Unterfangen machte.
Wie das konkret aussah, lässt sich zum Beispiel zwischen Offleben und Hötensleben an der Grenze zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt nachvollziehen. Dort bin ich in der letzten Woche gemeinsam mit meinem Kollegen aus Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff, unterwegs gewesen. Man sieht dort gut, wie der "Eiserne Vorhang" unmittelbar hinter Dörfern begann, nur wenige Meter von Wohnhäusern entfernt. Es war ein sorgfältig ausgeklügeltes System aus einem Zaun mit Meldekontakten, einem freien Sichtfeld für die Grenzsoldaten, einer Laufstrecke für Hunde und einem Zaun mit Selbstschussanlagen. Jeder Versuch, diese Grenzanlagen zu überwinden war hoch gefährlich und wurde in vielen Fällen mit Verletzungen, langer Haft oder gar mit dem Leben bezahlt. Noch heute ist der Blick auf dieses System bedrückend.
So weit, so schlecht. Um so schöner ist ein sehr, sehr ambitioniertes Projekt, aus diesem "Todesstreifen" ein Naturschutzgebiet zu machen. Nicht weniger hat sich das "Grüne Band" vorgenommen – das ganze Grenzgebiet von der Ostsee bis nach Bayern nach und nach umzuwandeln. Das ist nicht einfach, große Teile der Fläche sind Privatbesitz. Aber mit einem langen Atem kann es dennoch gelingen und so ein besonders gutes Beispiel dafür sein, aus einem schlimmen Teil der deutschen Geschichte doch etwas Gutes zu machen. Schaut es Euch einmal an.
Ich wünsche Euch eine gute Woche.