Das sind nur zwei Beispiele für einen von vielen Vorzügen, die Niedersachsen hat – eine durchaus ungewöhnliche Meinungsvielfalt. Rund 150 Lokalausgaben mit einer verkauften Auflage von etwa 1,5 Millionen Zeitungen täglich – das ist nicht selbstverständlich in Zeiten die immer mehr von elektronischen Medien bestimmt werden. Der überregionale Mantel wird natürlich oft mit anderen Zeitungen geteilt, aber dennoch haben fast alle Regionen in Niedersachsen "ihre" Zeitung.
Ob das so bleibt? Fast alle Reden auf den genannten Feiern sind mehr oder weniger um diese Frage gekreist. Das hat einen unübersehbaren Hintergrund: Das Internet ist auch so etwas wie eine Kulturrevolution. Wo jahrhundertelang das gedruckte Wort ein Monopol hatte, dominieren mehr und mehr die elektronischen Medien. Vor allem die jüngeren Jahrgänge sind online und brauchen immer weniger das Papier. Aber es ist nicht nur ein schleichender Rückgang von Abonnements, die den Verlagen Kopfzerbrechen bereiten, sondern vor allem auch der Anzeigenrückgang. Viele Werbebudgets wandern gleich mit ins Internet.
Das ist nicht nur für Traditionalisten ein Problem. Bei allem Respekt, aber mit dem Qualitätsjournalismus von Zeitungen können die wenigsten online-Medien konkurrieren (Ausnahmen bestätigen die Regel). Und eine gute, kontinuierliche Berichterstattung über lokale und regionale Neuigkeiten ist im www derzeit nur schwer vorstellbar. Last but not least: Das in den Zeitungen ganz konkrete Personen für deren Inhalte verantwortlich sind, ist für mich ein wohltuender Vorteil gegenüber der Flut von anonymen "Beiträgen", mit denen das Netz überschwemmt wird. Kurzum: Für die Demokratie sind Zeitungen enorm wichtig, wie ich finde – auch wenn ich mich im Einzelfall kräftig über sie ärgern kann.
Klar, die Zeitungen müssen mit der Zeit gehen und sie tun das auch. Ich merke das an meinem eigenen Medienverhalten. Meistens siegt bei mir schon am Abend die Neugierde und ich schaue in das e-paper meiner Zeitung. Das ist so etwas wie die Renaissance der guten, alten Abendzeitung. Und morgens beim Frühstück lese ich dann genauer in der gedruckten Ausgabe weiter. Ich kriege also deutlich mehr für das gleiche Geld als vorher und dafür zahle ich auch gerne.
Also: Ein Hoch auf die Zeitungen. Und beim Weg in die neue Zeit sollten wir sie begleiten!