Gesicht zeigen!

Mein Lieblingsbild des Jahres 2014? Wahrscheinlich ist es die siegreiche deutsche Fußball-Nationalmannschaft nach dem gewonnenen Endspiel gegen Argentinien: Überglückliche junge Männer, die zusammen einen Riesenerfolg erzielt hatten. Dabei lohnt ein Blick auf die Zusammensetzung dieses Teams, das nämlich ziemlich vielfältig gewesen ist.

Neben Thomas Müller und Manuel Neuer standen da auch Spieler wie Mesut Özil, Jerome Boateng oder Miroslav Klose. Anders ausgedrückt: Ohne Zuwanderung wäre Deutschland mutmaßlich nicht Fußball-Weltmeister geworden.

Daran zu erinnern ist am Jahresende durchaus angebracht. Einerseits haben wir im Jahr 2014 stark steigende Zahlen bei den Anträgen auf politisches Asyl erlebt mit allen daraus folgenden Herausforderungen vor allem für die Kommunen, aber auch mit sehr viel Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung. Und andererseits formiert sich derzeit eine Bewegung, die eine "Islamisierung" unserer Gesellschaft befürchtet. Es kommt wohl nicht von ungefähr, dass sie besonders in einer Region Resonanz findet, in der es nur weit unterdurchschnittlich Zuwanderung gibt. Wo es wenige eigene Erfahrungen gibt, können Ängste und Befürchtungen besonders gut gedeihen.

Wie soll man mit diesen "Pegidas" oder wie sie auch heißen mögen umgehen? Eines jedenfalls ist, wie ich finde, nicht zu empfehlen, nämlich die Teilnehmer dieser Demos pauschal als Nazis abzukanzeln. Sicher sind darunter viele Rechtsextreme und sie haben erkennbar auch die Durchführung dieser Veranstaltungen in der Hand. Viele andere Teilnehmerinnen und Teilnehmer dagegen werden sich dagegen selbst keineswegs so sehen.

Weil das so ist, empfiehlt es sich, ebenso deutlich wie auch sachlich die Diskussion zu suchen. Wo droht eigentlich konkret eine "Islamisierung" (mit Beispielen wird man sich nämlich schwer tun)? Und will jemand die Gegner der Islamisten, die als Flüchtlinge aus dem Irak und Syrien zu uns kommen, ernsthaft wieder zurück schicken? Und welche Chancen sind für unser Land, das bekanntlich zu wenige Kinder hat, mit der Zuwanderung verbunden  ( die Fußball-WM lässt grüßen )?

Und gleichzeitig heißt es: Gesicht zeigen! Wo sich Ausländerfeindlichkeit blicken lässt, muss widersprochen werden. Es ist gut, dass dies bei vielen Gelegenheiten deutlich wird. Und noch eines will ich mit sehr viel Dank hervorheben: Überall gibt es Menschen und Gruppen, die ganz konkret Flüchtlingen bei dem Einstieg in ihrer neuen Heimat zur Seite stehen. Das ist nicht nur für die Betroffenen eine große Hilfe, sondern vor allem auch ein ganz praktischer Beitrag gegen Rechtsextremismus. Denn wo Bürgerinnen und Bürger auf diese Weise Partei ergreifen, wird der Raum für Rechte automatisch viel enger.

Und weil es jetzt stark auf Weihnachten zugeht: Auch das Christkind wurde kurz nach seiner Geburt zum Flüchtling … .