Gesicht zeigen!

Das Jahr 2014 werde ich politisch betrachtet nur in mäßig guter Erinnerung behalten. So viele Kriege, Unglücksfälle, Seuchen etc. habe ich kaum aus einem anderen Jahr in meinem Gedächtnis. Leider scheint sich 2015 anzuschicken, dem Vorjahr in dieser Hinsicht nicht nachzustehen. Angst und Schrecken, wie sie islamistische Terroristen in Paris und nicht nur dort in der letzten Woche verbreitet haben, sind Gift für eine freie und offene Gesellschaft, in der Menschen friedlich zusammenleben.

Und sie sind auch Wasser auf den Mühlen für alle, die Ausländerfeindlichkeit und Rassismus verkünden.

Zu den Opfern des Anschlags auf Charlie Habdo zählen unter diesem Aspekt nicht nur die getöteten Mitglieder der Redaktion, die getöteten Polizisten und Sicherheitsleute, die getöteten Geiseln. Unter den Anschlägen leiden auch diejenigen Muslime zum Beispiel in Deutschland, die Terrorismus und Gewalt zutiefst ablehnen – und das ist die riesige Mehrheit.
Vor diesem Hintergrund ist es wichtiger denn je, Pegida in Dresden und anderwo nicht widerspruchslos zu lassen, sondern Gesicht zu zeigen für eine freie und offene Gesellschaft, die sich nicht spalten lässt. Es ist gut, dass in Hannover und Braunschweig breite Bündnisse zu entsprechenden eigenen Demonstrationen aufgerufen haben, und ich wünsche mir eine große Beteiligung an diesen Aktionen.

Und noch etwas: Wer berichtet eigentlich über die tausende von Bürgerinnen und Bürgern, die ehrenamtlich und ganz praktisch Flüchtlingen bei ihren ersten Schritten in unserem Land helfen? Eine solche Haltung finde ich überragend und sie hätte mehr öffentliche Aufmerksamkeit verdient als so mancher abendländischer Hassprediger.

Wir haben etwas zu verteidigen in unserem Land und wir sollten die Errungenschaften unserer toleranten und solidarischen Gesellschaft auch verteidigen.