Für die einen geht es um die Meisterschaft oder gar noch mehr in internationalen Wettbewerben, die anderen trudeln mit ihrer Mannschaft einem entspannten Saisonende im Mittelfeld entgegen und für die dritten ist es im Abstiegskampf eine nackte Existenzfrage. Leider gehöre ich zur dritten Fraktion.
Das hängt natürlich mit meiner frühkindlichen Prägung für Fußball und Hannover 96 zusammen, dann kann es gar nicht anders sein. Seit fast fünfzig Jahren ist meine Mannschaft nämlich im Frühling meistens unten in der Tabelle mit dabei, natürlich mit der einen oder anderen Abweichung. Es gab Jahre, da spielten die Roten im Mittelfeld oder gar mit an der Spitze – das war dann aber meistens in der 2. oder 3. Liga. Sehr viel öfter (jedenfalls kommt es mir so vor) ging es aber eben um Sein oder Nichtsein. Voller Grausen sehe ich dann Jahr für Jahr den nächsten Spieltag auf mich zukommen, kalkuliere den möglichen Tabellenverlauf und trauere vergebenen Torchancen nach. Bis dann endlich die Entscheidung fällt – so oder so.
Am nächsten Samstag ist wieder soweit. Dann steht der letzte Bundesliga-Spieltag an und während der Meister neuerdings schon vor dem Saisonauftakt festzustehen scheint (es handelt sich traditionell um den FCB aus M.), kämpfen im Tabellenkeller noch sechs Mannschaften um den Klassenerhalt, meine Mannschaft natürlich mittendrin. Zwischen 15.30 und 17.20 Uhr bin ich dann nur sehr bedingt ansprechbar und nervlich äußerst beansprucht, den anderen etwa 50.000 Menschen im Stadion geht es genauso dreckig und am Ende dürfte die Erschöpfung auf dem Rasen und den Zuschauerrängen gleichermaßen groß sein. Ob das anschließende Saisonabschlussbier mit meinen Freunden im Zustand tiefster Depression oder der hemmungslosen Euphorie getrunken wird, entscheidet sich an diesem Nachmittag.
Zum Glück bin ich mit diesem Elend nicht alleine. Und so sende ich mitfühlende Grüße an alle Anhänger des SC Paderborn, des Hamburger SV, des VfB Stuttgart, des SC Freiburg und von Hertha BSC. Ich weiß, wie Ihr Euch fühlt!