Für mich war es das zweite Mal, dass ich bei einem Besuch der Queen dabei war. Beim ersten Mal stand ich als Steppke mit kurzen Hosen in Hannover 1965 am Straßenrand mit meiner Mutter, als eine junge Frau im gelben Kleid in einem offenen Wagen vorbeifuhr und ich stolz den Union Jack schwenkte.
Fünf Jahrzehnte später war alles anders. Die Queen kam im Rahmen ihres Staatsbesuches nach Celle, um von dort aus die Gedenkstätte Bergen-Belsen zu besuchen. Der Besuch kam auf Grund ihres eigenen Wunsches zustande – eine wirklich besondere Geste, wie ich finde. Und auch der Rahmen war anders, als bei ihren anderen Stationen in Berlin und Frankfurt. Kein Pomp, sondern ein sehr stiller Besuch auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers. Elisabeth II. war 19 Jahre alt, als britische Truppen das KZ vor 70 Jahren befreiten, es war spürbar der Besuch einer Zeitzeugin und spürbar war auch ein besonderes Interesse in Gesprächen mit Überlebenden und Schülern aus Celle, die sich heute in der Erinnerungsarbeit engagieren.
Aber zurück zu den Niedersachsen: Was mir von diesem Tag in Erinnerung bleiben wird, ist vor allem die Anfahrt. Überall standen Menschen – zu tausenden wie in Winsen (Aller), zu hunderten in den Dörfern oder in Gruppen an den Waldwegen auf der Strecke. So viele strahlende Gesichter sieht man selten und zwar quer durch die Bevölkerung, von den Kindergarten-Kindern bis zu Bewohnern von Pflegeheimen. Es war wirklich ein besonders herzlicher Empfang und da macht es Spaß, ein solches Land zu repräsentieren.
Diese besondere Herzlichkeit hat natürlich auch einen Grund. Auch wer kein Monarchist ist, wird sich der besonderen Ausstrahlung der Queen kaum entziehen können und die ihren Grund in der Kontinuität hat, mit der sie seit unglaublichen 63 Jahren Großbritannien als Identifikationskraft dient.
Kurzum: Ein sehr besonderer Besuch und ein sehr besonderer Empfang in Niedersachsen.