Sicher ist, dass schwierige Rechtsverfahren auf beiden Seiten des Atlantiks anstehen. Aber vor allem ist erkennbar das Vertrauen vieler Kunden erschüttert worden, die Glaubwürdigkeit von Volkswagen ist beschädigt.
Wie es dazu kommen konnte, wer Verantwortung trägt – das ist Gegenstand von Ermittlungen, die mit Hochdruck laufen und die auch zu ersten Konsequenzen geführt haben. Aber damit ist es sicher noch nicht getan, denn dass ein systematischer Gesetzesverstoß über viele Jahre hinweg ohne Gegenwehr betrieben werden konnte, wirft auch schwierige Fragen zur Unternehmenskultur auf. Es geht um die Gewähr dafür, dass sich so etwas bei VW nie mehr wiederholen kann.
Unter diesen Umständen ist es sicher richtig gewesen, sehr schnell einen Wechsel an der Spitze von Volkswagen vorzunehmen. Martin Winterkorn hat sich große Verdienste um das Unternehmen erworben (übrigens auch für Niedersachsen), aber sein Rücktritt und die Übernahme der Gesamtverantwortung waren notwendig. Mathias Müller wird als sein Nachfolger an die schwierige Aufgabe herangehen, den Konzern aus der derzeitigen, selbstverschuldeten Krise wieder herauszuführen und Vertrauen zurückzugewinnen.
Und der Aufsichtsrat? Den haben diese Nachrichten zeitgleich mit der Öffentlichkeit erreicht, was sicher ein weiterer schwerer Fehler war. Danach ist sehr schnell eine klare Orientierung gegeben worden – dass nämlich eine vollständige und klare Aufklärung zu erfolgen hat, nichts unter den Teppich gekehrt oder kleingeredet wird. Dafür wird der Aufsichtsrat einen Ausschuss bilden, der die Aufarbeitung in jeder Hinsicht vorantreiben wird. In Verbindung mit den Personalentscheidungen dieser Woche ist das eine klare Ansage nach innen und nach außen.
Ich mache mir nichts vor, Volkswagen steht erst am Anfang eines langen und harten Weges. Vertrauen zurückzugewinnen dauert wesentlich länger, als Vertrauen zu verlieren. Es wird einen langen Atem benötigen und eine große Entschiedenheit, damit VW seine Glaubwürdigkeit vollständig wieder zurückgewinnt. Am Ende einer schlimmen Woche sind dafür die ersten Schritte gemacht worden, aber es werden noch manche andere folgen müssen. Insofern steht der Konzern vor einem Neuanfang, der sehr viel Mühe machen wird. Diese Anstrengungen sind es aber allesamt wert, denn Volkswagen ist und bleibt ein großartiges Unternehmen, in dem sich hunderttausende Menschen enorm engagieren und dessen Autos Kunden millionenfach überall auf der Welt aus guten Gründen mögen.
Und übrigens: Die Chinesen haben für Krise und Chance dasselbe Schriftzeichen. Aus der Krise eine Chance zu machen , darum muss es ab jetzt bei Volkswagen gehen.