Initiative Tierwohl

Welche Qualität haben unsere Lebensmittel? Vor allem: Unter welchen Bedingungen entstehen sie? Kann man alles mit gutem Gewissen essen? Diese Fragen haben heute einen ganz anderen Stellenwert als - sagen wir - vor 10 Jahren. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher sind kritischer geworden, viele Medien nehmen sich dieser Themen an. Das betrifft vor allem die Tierhaltung und die Fleischproduktion.

Das Problem ist nur: Viele Verbraucherinnen und Verbraucher verhalten sich dann doch anders, wenn sie an der Fleischtheke des Supermarktes stehen. Dann gibt es oft vor allem ein Kriterium beim Kauf – den Preis. Und weil bessere Bedingungen für die Tiere in der Regel auch mehr kosten, stehen die Landwirte oftmals vor einer Zwickmühle: Mehr Qualität – unbedingt! Bessere Preise – warum?

Daran haben auch viele Versuche bis jetzt nichts Wesentliches ändern können, durch Qualitätssiegel mehr Vertrauen bei Verbraucherinnen und Verbrauchern zu stiften und sie dadurch auch zu anderen Kaufentscheidungen zu bewegen. Der Marktanteil der konventionellen und auch billigeren Angebote ist nach wie vor überragend groß.

Seit einigen Monaten gibt es einen sehr interessanten Versuch, das Thema von einem ganz anderen Ende her aufzubohren. Vor allem große Handelsketten unterstützen die Initiative Tierwohl, die den Landwirten höhere Erträge verschafft, wenn die Einhaltung bestimmter Qualitätsmerkmale bei der Tierhaltung nachgewiesen wird. Der Vorteil für die Landwirte besteht darin, dass sie insoweit nicht dem allgemeinen Preiswettbewerb ausgesetzt sind. Dementsprechend groß war die Resonanz im ersten Durchlauf und nur etwa die Hälfte der Bewerbungen kam zum Zuge.

Dennoch ist das ein verheißungsvoller Start. Nach und nach werden auch andere Anfangsschwierigkeiten zu beheben sein: Es beteiligen sich noch längst nicht alle, die entlang der Wertschöpfungskette ebenfalls an der Fleischproduktion verdienen. Und es ist auch noch nicht möglich zu garantieren, dass alle Fleischangebote nach den Kriterien der Initiative Tierwohl zustande gekommen sind.

Ich bin gespannt, ob es gelingt, auf diese Weise mehr Tierwohl durchzusetzen. Hoffentlich haben wir es hier mit einem Ansatz zu tun, der eine große Breitenwirkung erzielen wird und vor allem auch ganz konkret auf breiter Basis die Bedingungen der Tierhaltung verbessert, aber auch vielen Landwirten neue Perspektiven gibt. Unterstützung verdient die Initiative Tierwohl in jedem Fall!