Die Situation ist mir in der vergangenen Woche wieder sehr nachdrücklich vor Augen geführt worden, als ich die Interessengemeinschaft der Schweinehalter besucht habe. Dahinter verbergen sich alleine in Niedersachsen etwas 6.700 Betriebe, vor zehn Jahren waren es noch 16.000. Diese Konzentration droht sich noch einmal kräftig zu beschleunigen, denn die Lage ist schlecht. Nicht deswegen, weil die Konsumenten weniger Fleisch essen, sondern weil die Preise im Keller sind. Beim nächsten Besuch im Supermarkt könnt Ihr ja einmal testen: Was ist teurer – ein Kilo Schnitzel oder eine Schachtel Zigaretten?
Gleichzeitig stecken die Schweinehalter auch von einer anderen Seite in der Klemme, denn die Intensivierung der Landwirtschaft hat bekanntlich auch ihre Schattenseiten und in Sachen Tierwohl gibt es aus guten Gründen einen hohen Erwartungsdruck in der Gesellschaft. Mehr Qualität für immer weniger Geld – in dieser Sandwichsituation geht immer mehr Landwirten die Luft aus. Nach meinem Eindruck sind viele sehr wohl bereit, sich umzustellen, aber dafür braucht es eben auch die Gegenleistung.
Natürlich gibt es gute Beispiele. Landwirte, die auf das Kupieren von Schwänzen bei ihren Schweinen verzichten, erhalten in Niedersachsen eine "Ringelschwanzprämie". Aber das Problem ist damit natürlich nicht grundsätzlich gelöst. Lebensmittel sind etwas wert, und zwar manchmal auch mehr, als der Preis ausweist. Ich bin sicher, wenn mehr kritische Konsumentinnen und Konsumenten für mehr Qualität auch einen fairen Preis zu zahlen bereit sind (und der Lebensmitteleinzelhandel seiner Verantwortung gerecht wird), dann werden wieder auch mehr Landwirte eine Chance haben.