Das war aber nicht alles, es war zugleich das vorerst letzte Erstligaspiel nach 14 Jahren Bundesliga, denn der Abstieg stand schon einige Wochen fest. Etwa 38.000 Zuschauerinnen und Zuschauer waren aber wild entschlossen, sich davon nicht die Laune verderben zu lassen und feierten die Wehmut einfach weg.
Okay, für einen lebenslangen "Roten" war dieser Abstieg keine einmalige Erfahrung. Es ist jetzt für mich der fünfte Abstieg in 48 Jahren Stadionbesuch, der vierte aus der ersten Liga und dann kamen sogar noch zwei bittere Jahre in der 3. Liga in den 90-er Jahren dazu. Aber eigentlich hatte ich gehofft, diesen Teil meines Lebens hinter mir gelassen zu haben. Nach so vielen Jahren Bundesliga hatte ich mich doch daran gewöhnt, darunter etliche Spielzeiten mit nervenzerfetzendem Abstiegskampf, aber auch unvergessliche Höhepunkte wie das Debüt auf der internationalen Ebene 2011 in Sevilla. Oder in der darauffolgenden Spielzeit, als mein Freund Michael eine Halbserie lang regelmäßig in der 35. und der 70. Minute Bier holte und 96 genau in dieser Zeit immer wieder zuverlässig Tore schoss. Dass diese Serie riss, hätte uns eine Warnung sein müssen.
Und so geht es ab der nächsten Saison eben nicht mehr gegen Bayern, Dortmund oder Schalke, sondern den FC St. Pauli, Union Berlin und Sandhausen, ganz zu schweigen vom Niedersachsen-Derby gegen Eintracht Braunschweig. Das klingt doch auch irgendwie interessant. Es ergeben sich auch ganz neue Perspektiven der Lebensführung, der Samstagnachmittag ist wieder verfügbar. Und vor allem gibt es wieder ein neues Ziel: Wiederaufstieg! Denn auch das gehört zu meinen jahrzehntelangen Fan-Erfahrungen – nach dem Abstieg ist vor dem Aufstieg (frei nach Sepp Herberger)!
Meine Freunde und ich werden jedenfalls die Dauerkarten auf der Westtribüne verlängern, das haben wir beschlossen. Aber bitte, liebe Roten, lasst es nicht wieder dreizehn Jahre lang dauern, wie beim letzten Mal. Man wird ja nicht jünger.