Muhammad Ali revolutionierte den Boxsport – anstelle des relativ statischen Gegenüber der beiden Kontrahenten machte Ali daraus einen Tanz, den "Ali-Shuffle". Er umkreiste geradezu elegant seine Gegner, um dann zuzustechen. Gleichzeitig wich er auch noch den härtesten Schlägen wie beiläufig so aus, dass daraus Luftnummern wurden. Es war ein Genuss, ihm dabei zuzusehen.
Ali hatte nicht nur große körperliche Kräfte, sondern vor allem sehr viel im Kopf – und eine gaaanz große Klappe. "I´m the greatest", war noch das Wenigste. Er bearbeitete seine Gegner schon vor einem Kampf verbal und das gerne in gereimter Form. Irgendwie erscheint er mir im Nachhinein wie ein Urvater des Rap: "It will be a killer, and a chiller, and a thriller, when I get the gorilla in Manila".
Aber auch das ist noch nicht das Wichtigste: Muhammad Ali hatte Prinzipien und war bereit, dafür große Opfer zu bringen. 1967 verweigerte der damals unangefochten beste Boxer der Welt den Kriegsdienst in Vietnam ("Ich habe keinen Streit mit dem Vietcong, kein Vietcong hat mich jemals Nigger genannt") und wurde für sechs lange Jahre gesperrt. Wahrscheinlich wären das seine besten Jahre geworden, aber diese Haltung hat mir schon damals schwer imponiert.
Ali kam zurück, aber die haushohe Überlegenheit und Souveränität waren dahin. Dafür zeigte er nach seinem Comeback, was für eine Kämpfer er war – bis hin zum legendären "Rumble in the Jungle" gegen George Foreman 1974 in Kinshasa. Er hat dafür mit seiner Parkinson-Erkrankung einen hohen Preis zahlen müssen und als er bei der Eröffnung der Olympischen Spiele 1996 in Atlanta schwerkrank das Olympische Feuer entzündete, hat das Millionen von Menschen auf der ganzen Welt bewegt – mich auch.
Jetzt ist Muhammad Ali gestorben – der Größte eben.