Die allzu mühsame Integration in den Arbeitsmarkt

Eigentlich passt alles zusammen: Deutschland braucht in der Zukunft viele tausend Menschen für noch viel mehr Arbeitsplätze, die aus Altersgründen frei werden - in der Industrie, im Handwerk, in der Pflege und etlichen anderen Bereichen mehr. Viele tausend Menschen wiederum, die im vergangenen Jahr nach Deutschland gekommen sind, wünschen sich umgekehrt nichts sehnlicher, als sich und ihre Familie durch Arbeit ernähren zu können.

Sehr viele Unternehmen und Institutionen schließlich stehen in den Startlöchern , um beim Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt behilflich zu sein.

Uneigentlich passt es aber leider nicht: Die bürokratischen Hürden sind hoch, die Verfahren dauern immer noch viel zu lange, die Integration in den Arbeitsmarkt ist viel schwieriger, als man es sich auf beiden Seiten vorgestellt hat. Aber gleichzeitig zeigen viele Projekte vor Ort , wie es trotzdem funktionieren kann. Das ist das Ergebnis der zweiten Integrationskonferenz des Bündnisse "Niedersachsen packt an" , auf der sich über 500 Praktikerinnen und Praktiker ausgetauscht und mehr als 40 Projekte präsentiert haben. Und am Ende stand auch die Forderung, endlich  zu einem System von Integrationsangeboten von Anfang an und für alle zu kommen.

Wie muss man sich ein solches System vorstellen? Kurz gesagt: Sprachförderung, Wertevermittlung und Kompetenzfeststellung für alle Betroffenen gleich am Anfang, sodass danach eine gezielte Weitervermittlung in die passende Anschlussförderung folgen kann. Unabhängig übrigens davon, ob zu diesem Zeitpunkt rechtlich eine gute Bleibeperspektive besteht oder nicht. Denn nach allen Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte wissen wir, dass viele im letzten Jahr zu und gekommene Flüchtlinge auch dann in Deutschland bleiben werden, wenn ihnen möglicherweise kein Asyl gewährt werden wird. Auch dann gibt es nämlich etliche Abschiebungshindernisse, die von den Behörden zu beachten sind. Dass diese Menschen nicht auf Dauer von staatlichen Leistungen abhängig sind, sondern selbst Beiträge leisten können, ist im allgemeinen Interesse.

Schade, dass der Entwurf des Integrationsgesetzes der Bundesregierung trotz vieler Fortschritte in Einzelfragen diese wichtigen Schritte nicht geht. Das haben Hardliner aus der Union zu verhindern gewusst und so bleibt es bei einem schwer durchschaubaren Durcheinander von unterschiedlichsten Angeboten für viele verschiedene Gruppen. Der notwendige große Wurf ist nicht gelungen und so werden vor Ort auch künftig viele gutwillige Akteure darüber grübeln müssen, was dem einen Flüchtling oder dem anderen Unternehmen denn jetzt zu empfehlen ist. Vielleicht kann der Bundesrat in dieser Hinsicht noch einmal für Bewegung sorgen, wenn er am Freitag über den Entwurf des Integrationsgesetzes berät.

Ich wünsche Euch eine gute Woche!