Druschba!

Um die Beziehungen zwischen Russland und Deutschland stand es schon besser als derzeit. Es ist so etwas wie ein "Kalter Frieden", der zwischen Ost und West in Europa herrscht. Die Konflikte um die Ukraine und die Krim, aber auch die Sorge der Russen vor einer Osterweiterung der NATO haben für eine spürbare Verhärtung gesorgt, ganz abgesehen von dem "Krieg der Worte", wie es einer meiner Gesprächspartner in der vergangenen Woche in Moskau ausgedrückt hat.

Aus gutem Grund hat Frank-Walter Steinmeier vor kurzem vor "Säbelrasseln und Kriegsgeheul" gewarnt.

Vor diesem Hintergrund war ich gespannt auf meinen Besuch in Perm, der Partnerregion Niedersachsens. Perm liegt 1150 km östlich von Moskau am Ural, die gleichnamige Hauptstadt ist die östlichste Stadt Europas – ganz schön weit weg. Niedersachsen und Perm verbindet seit nunmehr 23 Jahren eine Partnerschaft, die trotz der großen Distanz erstaunlich lebendig ist.

Was mir von diesem Besuch vor allem in Erinnerung bleiben wird, ist die immer wieder spürbare tiefe Zuneigung, die Menschen in Russland gegenüber Deutschland empfinden. Das beschränkt sich nicht etwa auf freundliche Worte bei offiziellen Empfängen, sondern kommt auf ganz unterschiedliche Weise zum Ausdruck. Zum Beispiel bei der Sprachförderung: Jedes Jahr erhalten etwa 30 000 (!) Schülerinnen und Schüler ihren Deutsch-Abschluss, und das bei einer Bevölkerungszahl von etwa 2,5 Millionen Menschen. Das ist keineswegs auf Perm beschränkt, wie das Goethe-Institut bestätigt hat. Ich kenne keine anderes Land, in dem Deutsch als Fremdsprache so intensiv gepflegt wird, wie in Russland.

Ein anderes Beispiel: In einem Gespräch mit Deutsch-Studentinnen an der Uni Perm wird nach einem 2-wöchigen Aufenthalt in Lüneburg mit einer spürbaren Wärme und Herzlichkeit über unser Land berichtet, die manchen Deutschen kaum in den Sinn käme.

Das ist alles andere als selbstverständlich, wenn man bedenkt, das vor wenigen Tagen zum 75. Mal an den deutschen Angriff auf Russland im Jahr 1941 erinnert wurde, an dessen Ende mehr als 20 Millionen Russen ihr Leben verloren hatten. Dieser Krieg ist Teil beinahe jeder Familiengeschichte in Russland, umso bemerkenswerter finde ich immer wieder das Verhältnis vieler Russen zu Deutschland.

Das ist auch eine Verpflichtung für uns, die Kontakte zu pflegen und die Sympathie zu erwidern. Das gilt für die Staatsführungen ebenso wie für andere politische Ebenen, vor allem aber auch für möglichst viele zwischenmenschliche Kontakte. Oder, um es mit einem der wenigen russischen Worte auszudrücken, die ich kenne: Druschba – Freundschaft!