Dabei ist dieses Rechenexempel gerade ziemlich dicht an der Realität, denn die Geburtenrate in Deutschland beträgt derzeit 1,5, wie in der letzten Woche berichtet wurde. Niedersachsen ist ein bisschen besser (1,52) und damit in Westdeutschland führend, aber das ändert natürlich nichts an der Problematik. In einem Flächenland wie Niedersachsen kommt noch etwas dazu: Die Großstädte und ihr Umland verzeichnen typischerweise Bevölkerungszuwächse, aber dafür sind im ländlichen Raum die Probleme umso größer.
Was also tun? Familien- und damit auch Kinderfreundlichkeit in der Gesellschaft sind unter diesen Bedingungen sicher unter den wichtigsten politischen Aufgaben. Dazu gehört übrigens auch der Ausbau von Ganztagsschulen, die für viele Eltern erst eine verlässliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf möglich macht. Überhaupt Bildung und Qualifizierung: Seit Abschaffung der Studiengebühren gehört Niedersachsen zu denjenigen Ländern, die einen besonders deutlichen Anstieg der Studierenden verzeichnet. Vorher gab es jedes Jahr einen Export von vielen jungen Menschen mit guter Ausbildung.
Infrastruktur ist ein anderes wichtiges Thema, vor allem das Breitbandangebot im ländlichen Raum. Wenn junge Leute den Eindruck haben müssen, sie seien abgekoppelt vom Netz, werden sie das immer weniger akzeptieren. Dasselbe gilt übrigens auch für Betriebe – Ausschreibungsunterlagen herunterzuladen darf keine Ewigkeit dauern.
Aber natürlich sind auch Migration und Integration zu erwähnen. Allen Prognosen zum Trotz ist Niedersachsen zum Beispiel im letzten Jahr nicht geschrumpft, sondern gewachsen und das lag am Thema Zuwanderung. Sollen sich damit die Herausforderungen auf Dauer aber entspannen, ist eine intensive Förderung und Integration notwendig, sonst passiert das Gegenteil.
Das alles und noch viel mehr war in der letzten Woche Gegenstand des 3. Niedersächsischen Demografiekongresses in Hannover. Im Mittelpunkt stand dabei auch vor allem der ganz konkrete Umgang vor Ort mit dem demografischen Wandel anhand von praktischen Beispielen.
Und was hat es dann mit der "Stadt der beigen Hosen" auf sich? Nun, Osterode im Harz gehört zu denjenigen Städten, die besonders von der alternden Gesellschaft geprägt sind. Dorthin machte sich ein Journalist auf, um sich ein Bild zu machen und schrieb danach einen Artikel über "Die Stadt der beigen Hosen". Er hatte nämlich festgestellt, dass ältere Menschen offenbar vorzugsweise beige Hosen tragen würden und das war wohl nicht als Kompliment gemeint. Die Initiative "Harzkind" hatte aber eine tolle Idee und unterstützt von Bürgermeister Klaus Becker drehte sie den Spieß um: Auf einen Aufruf hin zeigten sich noch viel mehr Osteroderinnen und Osteroder in Beige, zum Teil äußerst witzig und auch unter besonderer Beteiligung der Jüngeren. Für das Selbstbewusstsein und das Gemeinschaftsgefühl in Osterode ist dabei viel geschehen, wurde berichtet. Und das ist auch eine gute Grundlage dafür, für eine gute Zukunft in dieser Stadt zu sorgen.