Gleichzeitig stellt aber die Zukunft die gesamte Autoindustrie und auch Volkswagen vor enorme Herausforderungen. Seit Carl Benz haben immer Verbrennungsmotoren die Autos betrieben. Das ändert sich gerade gründlich, vor allem die Elektromobilität wird nach und nach an die Stelle der Verbrennungsmotoren treten. Das ist gut für die Umwelt, für die Automobilindustrie ist es eine ganz neue Epoche.
Das ist aber noch nicht alles. Gleichzeitig wird das Auto Teil des Internets – bis hin zum automatisierten Fahren, in dem Assistenzsysteme den Fahrern fast alles abnehmen. Auch diese Entwicklung geht sprunghaft voran und ist obendrein mit ganz neuen Konkurrenten der Autobauer verbunden, vor allem aus der IT-Industrie.
Kurzum: Die gesamte Autobranche befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel und wird sich ändern müssen, wenn sie nicht nur eine stolze Vergangenheit, sondern auch eine gute Zukunft haben will. Das gilt natürlich auch für Volkswagen, einem der derzeit größten Autounternehmen der Welt.
In Wolfsburg haben sich jetzt Vorstand und Betriebsrat auf einen Zukunftspakt geeinigt, mit dem ein Plan für den Übergang in diese neue Autowelt verbunden ist. Die Umstellung auf die Elektromobilität und die Digitalisierung der VW-Produkte wird konsequent vorangetrieben, aber auch eine höhere Produktivität im gesamten Unternehmen wird angestrebt. Neue Strukturen und Arbeitsplätze werden aufgebaut, aber viele Jobs werden auch abgebaut.
Warum ist das notwendig? Es geht nicht um Traumrenditen, aber das bisherige Ergebnis von VW reicht nicht aus, um die hohen Investitionen zu stemmen, die in den nächsten Jahren für die Umstellung notwendig sein werden. Es führt kein Weg darum herum: Volkswagen muss rentabler werden, um die Zukunft des Unternehmens zu sichern.
Deswegen werden einerseits in Deutschland bis zu 9.000 neue Arbeitsplätze geschaffen oder bestehende für neue Tätigkeiten umgewandelt, andererseits werden aber auch bis zu 23.000 Arbeitsplätze abgebaut. Das ist eine bittere Pille, kein Zweifel.
Dabei wird es keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Der Abbau wird vorwiegend durch das Ausscheiden älterer Arbeitnehmer und durch Vorruhestand auf freiwilliger Basis erfolgen, aber auch viele Leiharbeitsverhältnisse werden auslaufen. So gut wie möglich soll versucht werden, diesen Beschäftigten über die Autovision – eine Tochtergesellschaft von VW – neue Beschäftigungsmöglichkeiten zu verschaffen. Dieser Teil der Vereinbarungen bleibt trotzdem schwierig. Aber auch danach wird Volkswagen in Niedersachsen immer noch deutlich mehr Menschen beschäftigen als etwa vor zehn Jahren.
Auf der Positivliste ist vor allem zweierlei zu verzeichnen: Jeder Standort in Deutschland bekommt klare Zukunftsperspektiven und ist in seinem Bestand gesichert. Und Wolfsburg wird zum Zentrum der Elektromobilität und der IT in der VW-Welt. Diese Entscheidung eröffnet über Volkswagen hinaus die Chance, dass in der Region Braunschweig-Wolfsburg ein Cluster für Zukunftstechnologien entstehen kann und diese Chance wollen alle Beteiligten offensiv nutzen.
Unter dem Strich ist es ein mutiges und konsequentes Konzept, mit dem Vorstand und Betriebsrat bei Volkswagen einen großen Schritt Richtung Zukunft gegangen sind. Dass damit auch harte Entscheidungen verbunden sind, darf nicht verschwiegen werden. Vor allem aber werden mit diesem Programm die Weichen dafür gestellt, dass Volkswagen auch in der neuen Auto-Welt vorne mitfahren wird. Für den Bestand des Unternehmens und für die VW-Beschäftigten ist das die entscheidende Botschaft des Zukunftspaktes.