Niedersachsen digital

Jörg Hofmann, der Vorsitzende der IG-Metall, hat es während der Auftaktklausur der Landesregierung in der vergangenen Woche auf den Punkt gebracht. Ein grundlegender Wandel des Arbeitsmarktes sei nichts Neues, meinte er: In den letzten 30 Jahren seien mehr als die Hälfte der bestehenden Arbeitsplätze verschwunden und gleichzeitig gebe es heute so viele Arbeitsplätze wie noch nie.

Aber für den digitalen Wandel in der Arbeitswelt hätten wir eben nicht wieder 30 Jahre Zeit für eine solche Entwicklung. Das stimmt: Das iPhone ist gerade einmal zehn Jahre alt, seitdem haben Smartphones unser aller Leben stark beeinflusst. Noch niemals hat es einen technologischen Sprung gegeben, der eine solche Vielfalt und Geschwindigkeit hatte, wie die digitale Revolution. Darauf die richtigen Antworten zu finden, entscheidet über den Erfolg eines Landes in der Zukunft.
 
Niedersachsen ist in dieser Hinsicht gut unterwegs: Beim Breitbandausbau, bei der digitalen Bildung und der Umstellung auf die Wirtschaft 4.0 dürfte unser Land jeweils in der Spitzengruppe unter den Flächenländern  zu finden sein. Aber keine Frage – da ist überall auch noch Luft nach oben. Deswegen gibt es keinen Grund,  beim Tempo nachzulassen, ganz im Gegenteil. Nach der Kabinettsklausur zeichnen sich dabei sehr klar die Schwerpunkte ab:
 
Infrastruktur
"Ohne Netz geht nix", hat es Gesche Joost (eine der führenden IT-Denkerinnen in Deutschland) während der Tagung auf den Punkt gebracht. Niedersachsen ist dabei in den letzten Jahren deutlich vorangekommen . Am Ende wird es darum gehen, dass überall im großen Land Niedersachsen Glasfasernetze zur Verfügung stehen, die mit immer größeren Datenmengen fertig werden. Innerhalb unseres Landes wird in Zukunft der Bereich Weser-Ems durch ein großangelegtes Investitionsprogramm von EWE Vorreiter sein, aber auch die anderen niedersächsischen Regionen werden nach und nach folgen müssen.
 
Digitale Bildung
Für junge Leute wird IT zur Kulturtechnik – darauf muss das Bildungswesen eingehen. Das gilt für die Fertigkeiten  (spielerisch programmieren lernen) und auch in Bezug auf kritisches Bewusstsein, denn die Risiken des Mißbrauchs und der Manipulation sind groß. Und noch etwas: Digitales Lernen wird auch sehr viele Erwachsene etwas angehen, die sich mit ihren Arbeitsplätzen verändern müssen. Weiterbildung bekommt insofern einen noch viele höheren Stellenwert.
 
Wirtschaft 4.0 – Arbeit 4.0
Auch für die meisten  Unternehmen brechen neue Zeiten an und sie brauchen dabei Beratung und Unterstützung, vor allem die kleineren und mittleren. In Niedersachsen wird derzeit die dafür nötige Beratungsstruktur aufgebaut. Wandeln muss sich auch die Arbeits- und Sozialordnung insgesamt – Fort-und Weiterbildung, Schutz vor grenzenloser Kontrolle und Verfügbarkeit, soziale Absicherung bei (Schein-)Selbstständigkeit sind da nur einige Stichworte. Am besten gelingt das durch eine Stärkung der Tarifautonomie, aber auch das staatliche Arbeitsrecht wartet auf eine Modernisierung. Das alles sind Bundesthemen und Niedersachsen wird dazu seine Beiträge leisten.
 
Datensicherheit
Noch ein schwieriges Thema, denn die Angriffe auf das Netz nehmen von Jahr zu Jahr zu. Es gibt Regelungsbedarf auf der nationalen und der europäischen Ebene und Unterstützungsbedarf im Land. Das niedersächsische Landeskriminalamt hat eine besondere Kompetenz in dieser Hinsicht. Auf dieser Grundlage wird es darum gehen, mehr Bewusstsein und mehr Kenntnisse zu vermitteln, gerade auch für die betrieblichen und die öffentlichen Daten.
 
Noch viele Themen mehr wären zu nennen, der digitale Wandel ist eben eine Querschnittsaufgabe. Aber worum es am Ende geht, ist klar: Die Chancen zu nutzen und die Risiken einzuschränken. Anders ausgedrückt – den digitalen Wandel zu gestalten.
 
Ich wünsche Euch eine gute Woche!