„Held der Arbyte“

Am Ende einer schönen und anstrengenden Woche mit den unterschiedlichsten Themen und Erlebnissen ist es nicht ganz leicht zu entscheiden, welche Begegnung den tiefsten Eindruck hinterlassen hat. Aber wahrscheinlich war es ein weiteres Betriebspraktikum, dieses Mal in der neuen Unternehmenswelt. t3n ist ein Fachmagazin für die IT-Welt aus Hannover und hat seinen Sitz in einem Hinterhaus, wo ich jedenfalls kein Unternehmen vermutet hätte, das eine Million Kunden hat - im Monat, versteht sich.

Das war schon einmal die erste Überraschung.

In dem Haus selbst geht es auffällig lebendig zu, gemessen an vielen anderen Unternehmensbesuchen, die ich hinter mir habe. t3n hat inzwischen 57 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter plus ca. weiteren 100 Menschen, die periodisch mitarbeiten. Dabei ist das Unternehmen erst 10 Jahre alt und entstanden aus einer Idee von drei Absolventen der Fachhochschule Hannover. Damals hat man einen Gründerwettbewerb der regionalen Wirtschaftsförderungsgesellschaft hannoverimpuls gewonnen und konnte eine Zeit lang Büros mit einem besonders guten Datennetz kostenfrei nutzen. Ein schöner Beweis für den Sinn von solchen öffentlichen Aktivitäten.

Im Laufe der nächsten Stunden habe ich jede Menge Gespräche geführt und am Ende hat mir der Schädel gebrummt. Die Atmosphäre gibt auch ein Redaktionsgespräch über die Digitalisierung gut wieder, das t3n ins Netz gestellt hat und das Ihr Euch auf meiner facebook-Seite anschauen könnt. Mir hat gut gefallen, dass ich dort keine Nerds getroffen habe, sondern viele kritisch-reflektierte Menschen, die sich über die digitale Zukunft ähnliche Gedanken machen, wie ich als Kind des analogen Zeitalters. t3n will vor allem über die damit verbunden Chancen informieren, aber natürlich sieht man dort auch die Risiken und Nebenwirkungen der Digitalisierung.

Überhaupt wird viel kommuniziert und alleine die Arbeitsstation über unternehmensinterne Kommunikation hat mich ziemlich beeindruckt. Aber bei einer Mitarbeiterschaft mit einem Durchschnittsalter von unter 30 Jahren ist natürlich auch das Betriebsklima anders als woanders. Es geht – das ist immer wieder einmal zum Ausdruck gekommen – weniger um eine formale Karriere als um Zufriedenheit am Arbeitsplatz. „Held der Arbyte“ stand auf einem Plakat über einem Schreibtisch und so fühlen sich wohl auch viele, die dort arbeiten.

Diese Stunden bei t3n hätten eigentlich schon für einen schönen und interessanten Tag gereicht, aber es ging noch weiter. Danach habe ich den Hafven in Hannovers Nordstadt besucht, einen neuen co-working und co-making space. Hä? Darunter konnte ich mir nun so gar nichts vorstellen, aber ich bin schnell schlauer geworden. Viele erst rein private Aktivitäten werden nach und nach zu Geschäftsideen, viele der neuen Selbstständigen sind am Anfang alleine mit sich und ihrem Laptop. Im Hafven stellt ein Verein mit inzwischen fast 500 Mitgliedern in einem neuen Gebäude hochwertig ausgestattete Werkstätten und Arbeitsplätze zur Verfügung, die immer mehr nachgefragt sind. So entstehen Netzwerke und neue Aktivitäten. Ich bin wirklich gespannt, wie es mit diesem Modell weitergeht.

Die Arbeitswelt verändert sich merklich, dafür habe ich an einem Tag zwei spannende Beispiele kennengelernt. Wie gesagt: Der Höhepunkt einer sowieso sehr anregenden Woche.