Politik mit dem Bierdeckel

Den Bierdeckel als politisches Mittel zu verwenden, hat schon Friedrich Merz probiert, der vor etwas anderthalb Jahrzehnten darauf eine Steuererklärung unterbringen wollte. Geklappt hat das bekanntlich nicht. Ich mache dagegen in letzter Zeit prima Erfahrungen mit dem Bierdeckel, und zwar als Mittel des politischen Dialoges.

Den Bierdeckel als politisches Mittel zu verwenden, hat schon Friedrich Merz probiert, der vor etwas anderthalb Jahrzehnten darauf eine Steuererklärung unterbringen wollte. Geklappt hat das bekanntlich nicht. Ich mache dagegen in letzter Zeit prima Erfahrungen mit dem Bierdeckel, und zwar als Mittel des politischen Dialoges.

Der klassische Ablauf von politischen Versammlungen sieht so aus: Begrüßung durch den Gastgeber, anschließend Grußworte (gerne auch mehrere davon), danach eine wuchtige Rede und schließlich eine Diskussion. Das heißt, so richtig kommt eine Diskussion kaum zustande, weil nur relativ wenige Teilnehmer zu Wort kommen, diese Gelegenheit aber gerne zu längeren Beiträgen nutzen.

Ich gebe zu, das ist nicht mein Lieblings-Format. Viel lieber habe ich seit meinen Tagen als Oberbürgermeister Bürgerversammlungen, auf denen nach einer knappen Einführung die Besucherinnen und Besucher die Themen bestimmen. Der Bierdeckel hilft mit jetzt aber dabei, dieses Ziel noch viel besser zu erreichen.

Wie das geht? Bei den Veranstaltungen „Auf ein Wort mit Stephan Weil“ bekommen die Gäste einen Bierdeckel in die Hand gedrückt oder finden ihn auf ihren Plätzen vor. Auf die Bitte, ihre ganz persönlichen Fragen und Anmerkungen auf der Rückseite zu notieren und dem Moderator zu geben, haben bis jetzt jedes Mal viele sofort reagiert. So entsteht ein dicker Stapel, der auch thematisch ein wenig geordnet werden kann. Und dieser Stapel bestimmt dann die Reihenfolge der Diskussion, zu der dann natürlich auch mündliche Beiträge gehören.

Soweit die Technik, aber spannend ist vor allem das Ergebnis. Wie gesagt, es beteiligen sich meistens ziemlich viele und deswegen kommen auch viel mehr Besucherinnen und Besucher zur Geltung als sonst. Erstaunlicherweise ist es bis jetzt auch immer gelungen, die dicken Stapel in etwa anderthalb Stunden abzuarbeiten. Aber am besten finde ich, dass in dieser Zeit eine absolut konzentrierte und sachliche Stimmung herrscht. Dass Gäste früher gehen, ist eine seltene Ausnahme. Stattdessen machen fast alle hinterher einen sehr zufriedenen Eindruck.

Mir macht das richtig Spaß, denn jeder Abend verläuft anders und ich weiß, dass die Themen meine Zuhörer auch wirklich interessiert haben. Zu verdanken habe ich die Idee mit dem Bierdeckel übrigens Olli Lottke und der SPD in Loxstedt (Landkreis Cuxhaven), wo ich dieses Vorgehen vor einigen Wochen zum ersten Mal kennen gelernt habe.
Und seitdem ziehe ich mit den Bierdeckeln kreuz und quer durch Niedersachsen.

Vielleicht sehr wir uns ja mal demnächst „Auf ein Wort…“. Und in jedem Fall wünsche ich Euch einen schönen Wochenstart!