Industrie der Zukunft, Zukunft der Arbeit

Das passt: Am Ende der Hannover-Messe stand der Tag der Arbeit. Zwei Seiten einer Medaille, denn die Industrie befindet sich in einem grundlegenden Wandel und davon sind eben auch Millionen von Arbeitsplätzen betroffen.
Die Hannover-Messe 2017 war eine ganz besondere. In ihrem 70. Jubiläumsjahr strotzt die weltweit wichtigste Industrie-Messe nur vor Kraft: Über 6500 Aussteller aus über 70 Nationen, über 220 000 Besucherinnen und Besucher und Neuheiten, wohin man auch immer geschaut hat. Es war eine Messe, die buchstäblich brummte. Dafür gibt es einen Grund: Der Hannover-Messe ist es gelungen, zum wichtigsten Schaufenster für die Digitalisierung der Industrie zu werden. Alles ist mit allem vernetzt und künstliche Intelligenz ist in vielerlei Hinsicht auf dem Vormarsch. Roboter zu Beispiel, die mit anderen Robotern kommunizieren, die lernfähig sind und die auch mit Menschen zusammenarbeiten können.
So weit, so gut. Aber was macht das mit den Arbeitsplätzen? Immerhin befindet sich mehr als jeder fünfte Job in Deutschland in der Industrie, indirekt ist die Bedeutung der Industrie noch viel größer.
Es handelt sich gleichermaßen um eine gewaltige Chance und ein ebenso großes Risiko. Die deutsche Industrie ist gemeinsam mit Japan und Südkorea Vorreiter der Innovation und hat deswegen auch in der Zukunft sehr gute Chancen. Das gilt auch für Arbeitsplätze, denn im Vergleich zu Niedriglohnländern wird die Produktion bestimmter Güter in Deutschland künftig wieder deutlich wettbewerbsfähiger werden. Ein Beispiel: Individualisierte Laufschuhe aus dem 3-D-Drucker werden womöglich bald nicht mehr in Asien, sondern wieder in Deutschland produziert. Und andererseits: Die Arbeitsprozesse werden immer komplexer werden und immer höhere Anforderungen an die Beschäftigten stellen. Gleichzeitig steigt die Automatisierung noch einmal deutlich an und ist eine Gefahr für viele Arbeitsplätze.
Vor diesem Hintergrund werden Bildung und Qualifizierung noch einmal wesentlich an Bedeutung gewinnen . Die Arbeitswelt verändert sich spürbar und viele Arbeitsnehmerinnen und Arbeitnehmer erleben das jetzt schon am eigenen Leibe. Auch nach der Berufsausbildung werden Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen ständige Begleiter eines Berufslebens sein. Konsequenterweise hat Andrea Nahles vorgeschlagen, die Aufgaben der Bundesagentur für Arbeit weiter zu entwickeln zu einer Bundesagentur für Arbeit und Qualifikation. Und noch etwas: Für diese große Aufgabe bleibt nicht allzu viel Zeit, denn das Tempo der Digitalisierung ist ungebrochen hoch. Das wird auch so bleiben.
Es ist unbestreitbar eine große Herausforderung, vor der Politik, Wirtschaft und Gewerkschaft stehen. Weil aber die Qualifikation der Beschäftigten in Deutschland schon heute im internationalen Vergleich weit überdurchschnittlich ist, besteht kein Grund zum Pessimismus. In den letzten 70 Jahren der Hannover-Messe hat es immer wieder Beispiele gegeben, wie der technologische Wandel in Deutschland besonders gut gemeistert worden ist.
Dafür braucht es allerdings auch in Zukunft starke Arbeitnehmervertretungen und eine Politik, die sich für Arbeitsplätze verantwortlich fühlt. Der 1. Mai unmittelbar nach dieser Hannover-Messe – das ist ein gutes Symbol, finde ich.
Ich wünsche Euch eine gute Woche!