Crash-Kurs Niedersachsen

Ganz Niedersachsen in etwas mehr als 30 Stunden? Kein Problem, jedenfalls nicht für den Bundespräsidenten. Frank-Walter Steinmeier hat seine Antrittsbesuche in den 16 Ländern begonnen und Niedersachsen war Nr. 2. Obwohl „Antrittsbesuch“ in diesem Fall nicht ganz zutreffend ist, denn in den 90-er Jahren hat das heutige Staatsoberhaupt in der Niedersächsischen Staatskanzlei unter Gerd Schröder seine Laufbahn begonnen und in Hannover gelebt, geheiratet und ist dort Vater geworden. Seitdem kennen wir uns auch.

Der heutige Bundespräsident und seine Frau Elke Büdenbender hatten sich ein enorm straffes Programm vorgenommen:

1. Station: Hannover
Klar, in der Landeshauptstadt ging es los. Die Staatskanzlei, der Landtag und das Rathaus wurden im Halbstundentakt besucht, das sind die ungeschriebenen Regeln des Protokolls. Stärker inhaltlich geprägt war dann das Mittagsessen im Gästehaus der Landesregierung: ein Gespräch mit Preisträgern des Niedersächsischen Integrationspreises und Repräsentanten von Migrantenorganisationen. Es wurde schnell klar: Beim Thema Integration von Flüchtlingen ist die Krise vorbei, aber der Alltag wird noch lange schwierig bleiben und auf allen Seiten viel Geduld verlangen.

2. Station: Göttingen
MIt einer langen Fahrzeugkolonne ging es dann ab in den Süden. Um was es in Göttingen ging? Natürlich um die Uni und die Wissenschaft. Aber auch um die Verantwortung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern für die Demokratie. Das ist dem Bundespräsidenten ein wichtiges Thema und war Gegenstand einer Veranstaltung in der altehrwürdigen Aula. Der anschließende Empfang brachte mich an einen Ort, an dem ich vor 35 und mehr Jahren oft gewesen bin, denn in der alten Mensa gab es in meinem Studium noch eine Currywurst mit Kartoffelsalat für ungefähr eine D-Mark.

3. Station: Der Nordwesten kompakt
Vom tiefen Süden in den hohen Nordwesten von Niedersachsen, von Göttingen nach Varel in Friesland über die Autobahn am Abend – ein Feierabend sieht anders aus. Immerhin hatte die Hotelbar noch offen – „work-out“ nennt man das, glaube ich.

Am nächsten Morgen ging es dann Schlag auf Schlag weiter.

Besuch Nr. 1: Der Flugzeugzulieferer Premium Aerotec in Varel – ein tolles Hightech-Unternehmen mit einer ausgeprägten Mitbestimmung.

Besuch Nr. 2: „Pimp your town“ – ein Planspiel über Kommunalpolitik für Schülerinnen und Schüler in Wiesmoor.

Besuch Nr. 3: Ein Empfang für ehrenamtlich Engagierte in Aurich.

Besuch Nr. 4: Das Integrationszentrum in Norddeich samt einem Gepräch mit Flüchtlingen, das alle Beteiligten bewegt hat.

Und schließlich zum guten Schluß Besuch Nr. 5: Das ostfriesische Teemuseum in Norden mit einer „kommodigen“ (gemütlichen) Teezeremonie. Das konnte die ganze Reisegesellschaft dann auch gut vertragen.

Eines kann ich nach diesen Tagen bestätigen: Der Bundespräsident und seine Frau haben nicht nur ein anspruchsvolles Programm, sie sind beide wirklich interessiert an den Themen vor Ort. Frank-Walter Steinmeier hat in seiner Antrittsrede angekündigt, überall hinzugehen, wo sich Menschen in Deutschland engagieren, und er meint das sehr ernst. Ein sehr gutes Erlebnis!

Ich wünsche Euch eine gute Woche.