Nach der letzten Woche ist die Luft aus der Politik ziemlich heraus. Vier Tage Haushaltsdebatte im Landtag, die letzte Sitzung des Bundesrates in Berlin – überall sind noch einmal die letzten Entscheidungen des Jahres getroffen worden. Deswegen ist meine letzte Arbeitswoche in diesem Jahr auch nicht mehr ganz so stressig, bevor dann traditionell mit dem letzten Adventsfenster in Uelzen am 23. Dezember der Vorhang fällt (jedes Jahr eine sehr schöne Veranstaltung!). Davor geht es noch um dies und das, zum Beispiel am Montagabend in Hildesheim um meine Lieblingsbücher.
Da ich schon immer ein bekennender Bücherwurm gewesen bin und tausende von Büchern seit meiner Kindheit verschlungen habe, gibt es eigentlich nicht „das“ Lieblingsbuch von mir – das wäre das jeweils letzte Buch, das mich begeistert hat. Aber bei längerem Nachdenken gibt es doch einige Bücher, die mich viele Jahre lang immer wieder begleitet haben. Auch davon gibt es jede Menge, aber nach einzelnen Sparten gegliedert ragen vielleicht drei heraus:
Der Klassiker
Den „Faust“ von Goethe habe ich zuerst in der Schule gelesen und seitdem immer mal wieder. Inzwischen sollte er mir zum Hals heraushängen, tut er aber nicht. Und das liegt nicht in erster Linie an den Dutzenden von Zitaten, die wir oft ganz unbewusst im Alltag verwenden („grau ist alle Theorie“, „das ist des Pudels Kern“, „die Botschaft hör ich wohl …“). Und auch nicht nur an der Sprache, die mir bis heute ein Genuss ist. Spannend finde ich, dass der Stoff des „Faust“ immer wieder neu aktuell ist. Zuletzt ist mir das aufgefallen, als vor wenigen Wochen ein chinesischer Genforscher die DNA von Zwillingen verändert hat. Da sind wir sehr eindeutig auf dem Weg zum künstlichen Menschen, den Goethe mit seinem Homunculus im zweiten Teil des Faust entstehen lässt.
Das Kinderbuch
Erich Kästner, Astrid Lindgren, Enid Blyton – als Kind habe die Bücher von diesen Autorinnen und Autoren geliebt. Und nicht zu vergessen Michael Ende, dessen „Jim Knopf“ mich bis heute begleitet. Wenn ich – was öfter passiert – in Schulklassen vorlese, darf zum Beispiel der Scheinriese Herr Tur Tur nicht fehlen. Wahrscheinlich ist mir ein paar Jahrzehnte zu spät aufgefallen, dass Michael Ende in seinen Büchern Einsichten verpackt, die sich auch Erwachsene immer mal wieder hinter die Ohren schreiben sollten.
Das Sachbuch
Ich gebe zu, eigentlich mag ich Erzählungen viel lieber als Sachbücher, deren Inhalt zwar oft mehr spannend, aber eben doch auch ziemlich abstrakt ist. Das ist bei dem Buch „Die Abwicklung“ von George Packer nicht so, ganz im Gegenteil. Packer ist einer jeder amerikanischen Journalisten, die glänzend schreiben können, auch wenn es um ein ziemlich schwieriges Thema geht. In seinem Buch vor allem um die Entwicklung der amerikanischen Gesellschaft in den letzten vierzig Jahren. Klingt trocken, ist es aber ganz und gar nicht, weil Packer diese Entwicklung anhand von einzelnen Lebensläufen sehr anschaulich erzählt. Wer begreifen will, warum Donald Trump amerikanischer Präsident werden konnte, ist bei diesem Buch bestens aufgehoben.
Das sind vielleicht auch noch ein paar Tipps zur Bekämpfung der derzeit wieder einmal „Weihnachtsgeschenkesuche-Panik“. Habt Ihr auch ein paar Tipps für mich? Ich bin nämlich immer auf der Suche nach einem neuen Lieblingsbuch!
Ich wünsche Euch eine schöne Woche.