Schwarz-Rot-Gold!

Es gibt viele Menschen, die zur Nationalflagge ein eher distanziertes Verhältnis haben. Wozu braucht man solche Symbole überhaupt, fragen sie sich, und ist da nicht immer eine Spur Nationalismus dabei oder gar mehr? Nachdem am Wochenende Rechtsextreme auf den Stufen des Bundestages in Berlin die Reichsflagge Schwarz-Weiß-Rot geschwungen haben, hoffe ich, dass viele nachdenklich werden. Ja, Schwarz-Rot-Gold ist ein Symbol und zwar für Freiheit und Demokratie.
Der Streit um die richtige Fahne ist uralt. In den Befreiungskriegen gegen Napoleon tauchten schwarz-rot-goldene Fahnen zum ersten Mal auf als Signal für deutsche Einheit und gegen Unterdrückung. Spätestens seit dem Hambacher Fest 1832 wurden die Farben zum Symbol gegen den Obrigkeitsstaat und für die Republik und so war es dann auch in der gescheiterten Revolution 1848/ 1849. Im preußischen Obrigkeitsstaat hat man sich stattdesssen für eine andere Kombination entschieden – nämlich für die Reichsflagge Schwarz-Weiß-Rot. Seitdem ist klar: Es geht bei der Wahl der Fahnen um die Demokratie – ja oder nein?
Und so ging es weiter: Nach einem erbitterten Grundsatzstreit wurde Schwarz-Rot-Gold zu den Farben der ersten deutschen Demokratie, der Weimarer Republik. Und als die Nationalsozialisten ihr Terrorregime etablierten, gehörte zu ihren ersten Entscheidungen, wieder die Reichsflagge Schwarz-Weiß-Rot einzuführen. Mit der Gründung der Bundesrepublik und seitdem mehr als siebzig Jahre lang ist nun Schwarz-Rot-Gold das Symbol unserer Demokratie. Unsere Nationalfahne hat also eine lupenreine Vergangenheit. Wenn ausgerechnet Rechtsextreme sie in den vergangenen Jahren gelegentlich mit sich geführt haben, tun sie der Geschichte von Schwarz-Rot-Gold bitter Unrecht.
Zu dieser Vergangenheit und Gegenwart gehört gerade auch, dass wir in Deutschland in unserer großen Mehrheit nicht nationalismusgefährdet sind, sondern unsere Zukunft als Teil eines gemeinsamen Europa sehen. Klar, es gibt auch andere Meinungen, aber dabei handelt es sich eindeutig um Minderheiten. Anders ist übrigens auch nicht das hohe Ansehen zu erklären, dass in internationalen Umfragen oft herauskommt, wenn Menschen aus anderen Ländern nach ihrer Meinung zur Bundesrepublik gefragt werden.
Dass die Bundesrepublik alles andere als perfekt ist, liegt auf der Hand. Gerade eine Demokratie braucht aber Identifikation und Unterstützung durch die Bürgerinen und Bürger, gerade auch in der Auseinandersetzung mit ihren Gegnern. Für mich jedenfalls lautet die Konsequenz aus dem Skandal vor dem Reichstag am Wochenende – Schwarz-Rot-Gold!
Ich wünsche Euch eine gute Woche.