Alles offen

In diesem Jahr wird viel gewählt werden und den Auftakt haben wir am Sonntag erlebt. Landtagswahlen in Baden- Württemberg und Rheinland-Pfalz, dazu die Kommunalwahlen in Hessen und das alles auch noch inmitten einer Corona-Krise – es waren wirklich interessante Wahlen. Und wenn es ein Fazit gib: In diesem Jahr soll sich niemand sicher fühlen, es ist im Gegenteil alles drin.

Beispiel Rheinland-Pfalz: Noch vor gar nicht langer Zeit lag die CDU vorne und es schaute gar nicht gut aus für die SPD. Aber Malu Dreyer hat den Spieß eindrucksvoll umgedreht und ist klar bestätigt worden, ebenso wie ihre Ampel-Koalition mit Grünen und FDP.  In Rheinland-Pfalz zeigt sich, dass die SPD unverändert die führende Kraft in einem Flächenland sein kann, wenn sie es richtig macht. Malu Dreyer hat es richtig gemacht – ganz herzlichen Glückwunsch zu diesem tollen Erfolg!

Beispiel Baden-Württemberg: Dort ist die CDU geradezu abgestraft worden und jetzt ist auch in Baden-Württemberg eine Ampel-Koalition möglich. Das wäre vor gar nicht langer Zeit kaum denkbar gewesen und ist nun eine sehr ernsthafte Alternative zu Grün-Schwarz. Das Ergebnis der SPD in Baden-Württemberg ist dagegen nicht zufriedenstellend, da muss man nicht lange darum herumreden. Sicher hat dazu auch die zentrale Rolle von Winfried Kretschmann beigetragen, der die Grünen in Baden-Württemberg zu Mehrheiten führt, die es sonst nirgendwo in Deutschland gibt.

Und was heißt das für den Bund? Dass es immer spannender wird. Die Union wird sich jetzt zu einem Kanzlerkandidaten durchringen müssen und ab dann wird immer klarer werden, dass die Ära Merkel nun einmal zu Ende geht. Mit den Ergebnissen von gestern Abend im Hinterkopf ist die Führungsrolle der Union mit einem Mal gar nicht mehr so sicher, wie es lange schien.

Für die Grünen könnte die Koalitionsbildung in Baden-Württemberg eine wichtige Weichenstellung auch für den Bund werden. Die Bundes-Grünen haben sich in der Vergangenheit immer mehr auf Schwarz-Grün orientiert, mal schauen ob es dabei bleibt.

Und die SPD? Die Ergebnisse in den beiden südwestdeutschen Ländern sind zu unterschiedlich, um daraus einen gemeinsamen Schluss zu ziehen. Außer vielleicht dem Fazit, dass nichts so festgefügt ist, wie es scheint, und in beiden Ländern am Ende die Spitzenleute eine ganz wichtige Rolle gespielt haben – Malu Dreyer und Winfried Kretschmann. Man muss kein Prophet sein, um dasselbe auch für die Bundestagswahlen zu erwarten. Da geht es dann um das Kanzleramt und die SPD hat mit Olaf Scholz dafür ein sehr gutes Angebot, da müssen die anderen erst einmal nachlegen.

Alles ist offen, alles geht – das wird noch ein spannendes Wahljahr werden.

Ich wünsche Euch eine gute Woche.