Eine Verbeugung vor Bob Dylan.

Bob Dylan

Heute geht´s hier einmal nicht um Corona, die SPD oder sonst ein politisches Thema, sondern um eine tiefe Verbeugung: Bob Dylan wird achtzig Jahre alt! Ich fürchte, manchen der jüngeren Leserinnen und Lesern sagt der Namen jetzt gerade nicht so ganz viel, bei den älteren Semerstern dürfte das ganz anders sein. Bob Dylan ist ohne Zweifel einer der wichtigsten Künstler der letzten hundert Jahre.

Und einer der rätselhaftesten: Von ihm stammen seit Anfang der 1960er unsterbliche Folk-Songs („Blowing in the wind“, „The times they are changing“, „Masters of war“ ), er spaltete seine Fangemeinde durch den Umstieg auf die Rockmusik („Like a rolling stone“), er war einer der Wegbereiter des Country-Rock. Immer wenn man dachte, da kommt nichts mehr, war er mit einer neuen musikalischen Ausrichtung auf einmal wieder vorn.

Die Musik ist aber nicht alles. Als einziger Musiker hat er 2016 für seine vielschichtigen, oft tiefgründigen und gelegentlich auch kaum nachvollziehbaren Texte den Literatur-Nobelpreis verliehen bekommen, begleitet von hörbarem Naserümpfen der klassischen Literaturszene. Aber das Nobel-Komitee sah in ihm einen der weltweit führenden Lyriker und Leonard Cohen meinte, das sei ungefähr so, wie wenn der Mount Everest eine Auszeichnung als höchster Berg bekommen würde.

Mich hat Bob Dylan fast mein ganzes Leben begleitet. Meine zweite von eigenem Geld gekaufte LP (Übersetzung: Langspielplatte, steinzeitliche Form der Musikübertragung) war 1971 „More Bob Dylan Greatest Hits“ und ist bis heute Teil meiner Plattensammlung – richtig gute Musik! Ich verdanke Bob Dylan auch das vielleicht schlechteste Rock-Konzert meines Lebens: Es war Mitte der 1980er Jahre im hannoverschen Musikzirkus vor höchstens 1500 Menschen. Der Meister war damals richtig schlecht drauf, würdigte sein Publikum keines Blickes und keines Wortes und verhunzte auch noch seine besten Songs durch unhörbare neue Arrangements – eine seiner vielen Spezialitäten. Egal.

Überhaupt Konzerte: Dylan befindet sich seit Jahrzehnten auf einer „never ending tour“ und hatte tausende von Auftritten. Corona hat da natürlich für eine Pause gesorgt, aber Dylan hat sie auf seine Weise genutzt. „Murder Must Foul“ ist ein Song über die Ermordung von John F. Kennedy und seine Hintergründe, ist mit 17 Minuten Dauer bis jetzt sein längstes Stück und hat die US-Charts gestürmt – mit 79 Jahren.

Wie gesagt, ein Jahrhundert-Künstler. Mein Geburtstags-Wunsch stammt natürlich von ihm selbst:  „May you stay forever young“ (1974)!

Ich wünsche Euch eine gute Woche.