So geht Strukturwandel

An Problemen ist derzeit nun wirklich kein Mangel und das merkt man der allgemeinen Stimmung auch an. Gerade dann sind Erfolgserlebnisse natürlich umso mehr willkommen. Am Donnerstag hatte ich ein solches Erlebnis in Salzgitter.

Salzgitter ist ein altes Industriezentrum, vor allem ein Zentrum der Stahl- und der Autoindustrie. Die Salzgitter AG, VW, Bosch, Alstom und MAN sind allesamt Unternehmen, die sich gründlich ändern müssen, wenn sie auch auf dem Weg in eine klimaneutrale Gesellschaft noch Erfolg haben wollen. „Transformation“ ist ein schönes Wort, aber dahinter stecken enorm viel harte Arbeit und auch viele, viele Sorgen. Was wird aus den Arbeitsplätzen, fragen sich tausende Beschäftigte.

Das VW-Werk in Salzgitter zum Beispiel hat in fünfzig Jahren mehr als dreiundsechzig Millionen Motoren hergestellt – Verbrennungsmotoren versteht sich und das Zeitalter dieser Technologie neigt sich unwiderruflich dem Ende zu. Das ist aber nicht das Ende des Werkes, denn anstelle der Motoren werden dort künftig Batteriezellen hergestellt. Dafür entsteht eine riesige neue Fabrik und den Grundstein dafür hat am Donnerstag Olaf Scholz gelegt.

Das ist aber noch nicht alles. Nicht mehr der Motor, sondern die Batterie wird in Zukunft die wichtigste Komponente eines Autos sein, über vierzig Prozent der Wertschöpfung sind dort konzentriert. Klar, dass die Autohersteller dann versuchen, nicht nur viel Geld an (asiatische) Hersteller zu geben, sondern selbst die Batterien zu produzieren. So jedenfalls geht Volkswagen vor und wird seine weltweiten Aktivitäten dafür in Salzgitter bündeln.

Zusammen mit anderen Aufgaben rund um die Batterie entstehen so fünftausend neue Jobs in Salzgitter!

Ich kann mich noch gut erinnern, wie die die Stimmung in dem Werk war, als ich vor drei Jahren zuletzt dort gewesen bin: Vielen Beschäftigten stand die Angst ins Gesicht geschrieben. Am letzten Donnerstag herrschte eine komplett andere Stimmung, die Betroffenen sehen auch für sich selbst jetzt wieder neue Perspektiven und das macht dann auch einem Gast gute Laune.

Und das Schönste: Das ist nicht die einzige gelungene Transformation in Salzgitter. Von dort soll bald CO2-neutraler Stahl kommen – ein tolles Projekt der Salzgitter AG. Alstom produziert inzwischen Wasserstoff-Züge, Bosch arbeitet an anderen Produkten für die Wasserstoff-Wirtschaft. Und so mausert sich ausgerechnet eine Stadt mit vielen Problemen nach und nach zu einer Hoffnungsstadt. Da geht einem das Herz auf.

Strukturwandel ist kein Unglück, sondern eine Aufgabe. In Salzgitter sieht man, wie er gelingen kann.

Ich wünsche Euch eine schöne Woche.