Schon in Ordnung

 
Vielen Kita-Eltern wird ein Stein vom Herzen gefallen sein, vielen anderen Menschen auch, die in den vergangenen Monaten immer wieder Einschränkungen bei kommunalen Dienstleistungen hinnehmen mussten: Der Tarifstreit im öffentlichen Dienst ist im Schlichtungsverfahren zu einem Ende gekommen. Bund und Kommunen einerseits, Verdi und Beamtenbund andererseits haben sich auf einen Kompromiss verständigt.
 
Leicht ist es diesmal wirklich nicht gewesen: Die Inflation ist derzeit besonders hoch und das setzt beide Seiten unter Druck – die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wollten einen Inflationsausgleich, die öffentlichen Arbeitgeber haben auf leere Kassen verwiesen. Mehrere Monate war es nicht möglich, diesen Konflikt zu lösen.
 
Wie es bei Kompromissen so ist, keine Seite kann jetzt jubilieren. Dass eine Einigung überhaupt möglich war, hängt mit einer klugen Entscheidung der Ampel in Berlin zur Bekämpfung der Inflation zusammen. In Tarifverträgen kann eine Sonderzahlung von dreitausend Euro vereinbart werden, die steuerfrei ist und freigestellt von Beiträgen für die Sozialversicherung. Deswegen können Tarifverträge niedriger ausfallen und trotzdem für die Beschäftigten genauso viel ergeben wie bei höheren Brutto-Einigungen. Genau diese Möglichkeit haben die Tarifparteien im öffentlichen Dienst genutzt.
 
Und auch sonst ist diese Tarifeinigung vernünftig. Sie zeigt, dass unser Tarifsystem auch unter schwierigen Bedingungen funktioniert. Die Kritik daran, die etwa bei Warnstreiks sofort laut wird, verkennt, dass die Tarifvertragsfreiheit und auch Kampfmaßnahmen schon seit Jahrzehnten am Ende zu Ergebnissen führt, mit denen alle Beteiligten leben können.
 
So war es auch diesmal. Die Beschäftigten im öffentlich Dienst stehen sich nicht schlechter als in anderen Branchen. In den Rathäusern werden viele Kämmerer stöhnen, aber in Zeiten eines allgemeinen Fachkräftemangels darf der öffentliche Dienst nun einmal nicht deutlich hinterherhinken.
 
Und noch etwas ist positiv: Die kleinen Einkommen schneiden besser ab als die hohen. Das ist mehr als gerecht, denn genau dort sorgt die Inflation für besonderes Kopfzerbrechen.
 
Auf gut niedersächsisch kann man unter dem Strich sagen: Schon in Ordnung. Und genau die richtige Einstimmung auf den Tag der Arbeit am nächsten Montag.
 
Ich wünsche Euch eine gute Woche.